Schicker, schneller und vernetzt
Einer der spannendsten Trends in der Fahrradbranche sind die Cargo-Bikes. Auf der Eurobike waren jetzt Modelle von über 30 Herstellern zu sehen. Wichtiger Treiber der „neuen Lust an der Last“ ist der E-Antrieb. Immer mehr Hersteller rüsten ihre Modelle mit Elektro-Motoren nach. Neue Modelle kommen teils nur noch in dieser Variante auf den Markt. Auch die Hersteller von E-Antrieben haben das Potential erkannt und präsentierten ihren Motor an den Lastenrädern.
Von Arne Behrensen
So war zum Beispiel das einspurige, elegante Douze aus Frankreich gleich an drei Ständen vertreten, ohne dass Douze Cycles einen eigenen Stand hatte. Larry vs Harry, der Hersteller des bereits legendären Bullitt, bietet jetzt auch eine E-Variante mit Shimano StePS Mittelmotor an. In Berlin ist Brose eine gezielte Kooperation mit dem Hersteller Pedalpower eingegangen, der mit seinem einspurigen eMammut mit Brose-Mittelmotor dieses Jahr einen großen technischen und ästhetischen Sprung nach vorne gemacht hat.
Der neue SUV mit Style unter den dreirädrigen Kindertransportern: Das Butchers & Bicycles aus Kopenhagen.Der wachsende Markt und die große Aufmerksamkeit machen das Cargo-Bike jetzt auch für die großen Fahrradhersteller interessant. Seit Sommer im Handel ist das von Hartje in Serie produzierte i:SY CAR:GO – ein flotter Einspurer, optional mit GoSwiss Drive Heckmotor. Hercules präsentierte auf der Messe erstmals zwei Prototypen. Diese werden 2016 in den Handel gehen. Das bequeme, einspurige „Cargo“ mit Bosch-Mittelantrieb ist teilbar und der vordere Teil kann als Einkaufswagen genutzt werden. Der dreirädrige „Transporter“ mit Brose-Antrieb zielt vorwiegend auf gewerbliche Nutzer und kommt 2017 auch als „intelligenter Transporter“ auf den Markt. Dank in den Rahmen integrierter On-Board-Unit, Smartphone-App und Service-Plattform haben Flottenbetreiber zukünftig jederzeit den Überblick über den Zustand ihrer Räder. Für Aufsehen in Sachen vernetztes Fahrrad sorgte das autonom fahrende Veleon der Berliner Adomeit Group. Das Berliner Start-up CoMudule hat das dreirädrige Bike mit Steuerungstechnik ausgestattet, die die komplette Fernsteuerung mittels App erlaubt. Bei zusätzlicher Ausstattung mit entsprechender Sensorik könnte das Rad als voll beladenes Postrad dem Zusteller autonom von Tür zu Tür folgen.
Auch bei den dreirädrigen Kindertransportern gibt es spannende Entwicklungen. Das Butchers & Bicycles MK1 aus Dänemark und das zuvor erwähnte Veleon legen sich dank ausgefeilter Neigetechnik sportlich in die Kurve und erlauben deutlich schnelleres Fahren auf drei Rädern als bisher. Viel Beachtung fand auf der Eurobike das Livelo aus Schweden. Auch ohne Neigetechnik fährt es sich sportlicher als bisherige Modelle mit Achsschenkellenkung. Zudem überzeugen Sicherheitsvorkehrungen wie der Überrollbügel, der keineswegs im Widerspruch zu einem attraktiven Design steht. Besonders praktisch: Die Kindersitzbank wird durch ein paar Handgriffe zum regendichten Verdeck.
Aus den USA kommt dagegen ein anderer Cargo-Bike-Trend: Das zweirädrige Longtail mit verlängertem Radstand und großem Gepäckträger bzw. Sitzbank hinten. Die bekannten Kalifornier von Xtracycle und Yuba präsentierten E-Varianten ihrer Räder. Yuba erhielt für sein „Spicy Curry“ den Eurobike Gold Award – mit einem 350 Watt Mittelmotor von Currie Technologies. Eine Version mit 250 Watt-Motor für den europäischen Markt ist geplant. Xtracycle stellte zusammen mit dem kalifornischen Faltradspezialisten Tern außerdem das Node vor: Das erste faltbare Longtail – ganz ohne E-Antrieb in diesem Fall.